Vorbericht zur Bürgerversammlung vom 28. April 2025

Online-Bericht der Solothurner Zeitung von Fabio Vonarburg vom 24.04.2025:

 

Showdown steht bevor: Solothurner Bürgerversammlung entscheidet über Vergrösserung des Alters- und Pflegeheims St. Katharinen

 

«Wir brauchen den Ergänzungsbau unbedingt», sagt Sergio Wyniger, Präsident der Bürgergemeinde Solothurn. Bürgerrat Matthias Wälti hingegen fordert einen Boxenstopp für das Projekt beim Alters- und Pflegeheim St. Katharinen.

 

Will man den eingeschlagenen Weg weitergehen? Diese Frage stellt sich an der ausserordentlichen Bürgerversammlung am kommenden Montagabend, 28. April, in Solothurn. Auf dem Tapet liegt das Bauprojekt für einen Ergänzungsbau beim Alters- und Pflegeheim St. Katharinen. Kostenpunkt: 17,2 Millionen Franken.

 

Das Ziel: Anstatt 32 soll das Alters- und Pflegeheim künftig 64 Betten anbieten können und damit aus dem defizitären Bereich herausfinden. Ein von einem externen Büro erstellter Businessplan kommt zum Schluss, dass mit dieser Grösse das Heim in Zukunft kostendeckend betrieben werden kann.

 

Heim soll kostendeckend betrieben werden können

Dieser Plan wird bereits lange verfolgt. Und zwar schon bevor das einst zweite Altersheim der Bürgergemeinde Solothurn, das Thüringenhaus am Riedholzplatz, 2022 gebrannt hat. So hat die Bürgerversammlung bereits vor sieben Jahren beschlossen, sich bezüglich Alterspflege auf ein erweitertes St. Katharinen fokussieren zu wollen.

 

Die nun anstehende Abstimmung über den Baukredit sei die Weiterführung von dem, was man dazumal beschlossen habe, sagt Sergio Wyniger, Präsident der Bürgergemeinde Solothurn. «Wir brauchen den Ergänzungsbau unbedingt.» Nur so könne das Alters- und Pflegeheim kostendeckend betrieben werden. Sergio Wyniger ergänzt: «Das Projekt ist nicht nur für die Bürgergemeinde wichtig, sondern für die ganze Region.» Er verweist dabei auf Zahlen des Kantons. Spätestens ab 2030 werde es in der Region wieder viel zu wenige Heimplätze geben. Und diesbezüglich sieht Wyniger auch die Bürgergemeinde in der Verantwortung: «Historisch gesehen hat diese immer auch soziale Aufgaben übernommen.»

 

Matthias Wälti fordert einen Boxenstopp

Der Bürgerrat hat dem Bauprojekt im März zugestimmt. Mit einer Ausnahme sprachen sich alle Ratsmitglieder dafür aus. Bei der Ausnahme handelt es sich um Matthias Wälti (FDP), der bei den Wahlen Ende Juni den aktuellen Bürgerpräsidenten Sergio Wyniger herausfordert.

 

Wälti ist im Bürgerrat dafür bekannt, dass er die Geschäfte kritisch hinterfragt. Sein Standpunkt: Die Bürgergemeinde, insbesondere die verantwortliche Arbeitsgruppe, habe sich bezüglich des Alters- und Pflegeheims St. Katharinen verrannt. Er macht sich dafür stark, den Baukredit zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu genehmigen, sondern einen «Boxenstopp» einzulegen. Er fordert, dass noch einmal eine Auslegeordnung gemacht wird, ob der vor vielen Jahren eingeschlagene Weg noch der richtige sei oder ob es nicht doch andere Möglichkeiten gebe. Dabei denkt Wälti etwa an einen Neubau an anderer Stelle. Dies mithilfe von Partnerschaften, «anstatt wie bislang selber zu wurschteln».

 

Ein Schreiben an Bürgerinnen und Bürger

Wälti befürchtet, dass das vorliegende Bauprojekt letztlich mehr kostet als die veranschlagten 17,2 Millionen Franken. Zudem könne der Bestandsbau nur kosmetisch renoviert werden, «weil die Kosten sonst noch viel höher wären». Vor allem aber stellt er infrage, ob das Alters- und Pflegeheim mithilfe des Ergänzungsbaus tatsächlich kostendeckend geführt werden könne. Etliche finanzielle Risiken seien zu wenig genau berücksichtigt worden. Das FDP-Ratsmitglied glaubt, dass ein Heim erst ab zirka 90 Betten kostendeckend geführt werden könne.

 

Im Vorfeld der Versammlung hat sich Wälti mit einem Schreiben an die Bürgerinnen und Bürger gewandt. Darin wirbt er für Spaziergänge, die er im Vorfeld der Bürgerpräsidiums-Wahlen durchführt, aber auch dafür, die Bürgerversammlung zu besuchen und mitzubestimmen. Darin schreibt er: «Sie sind Mitbesitzerin oder Mitbesitzer eines mittleren Unternehmens mit 80 Angestellten und einem beträchtlichen Vermögen, das von seiner Substanz zehrt, statt Nutzen zum Wohl der Allgemeinheit zu stiften.»

 

Für den Präsidenten der Bürgergemeinde, Sergio Wyniger, ist unklar, auf welcher Grundlage Matthias Wälti die Berechnungen des externen Büros anzweifelt. Für Wyniger steht fest: «Es ist das richtige Projekt am richtigen Ort.» Der Präsident der Bürgergemeinde wirft auch die Beliebtheit des Alters- und Pflegeheims in die Waagschale. Dieses ist vor wenigen Tagen mit dem terzLabel ausgezeichnet worden. Dieses ist ein Gütesiegel für Altersinstitutionen. Bei der Befragung gaben 95 Prozent der teilnehmenden Bewohnerinnen und Bewohner an, dass sie das Alters- und Pflegeheim St. Katharinen weiterempfehlen würden.

 

Der Bericht aus der gedruckten Ausgabe der Solothurner Zeitung vom 24.04.2025 kann hier heruntergeladen werden.

 

 

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